Das Distanzverhalten ist momentan ein großes Thema, der Babyelefant mittlerweile ein neues Mitglied unserer Gesellschaft.
Doch nicht nur im direkten Kontakt spielt das Distanzverhalten eine Rolle. Auch in Online Meetings, Online Workshops oder Videos ist der Abstand zur Kamera ein unterschätzter Faktor.
Die vier Distanzzonen
Grundsätzlich wird in der Literatur zwischen vier verschiedenen Distanzzonen unterschieden. Von der öffentlichen Distanz von mehreren Metern, wie sie beispielsweise von Wartenden an Bushaltestellen (wenn möglich) eingehalten wird, bis hin zur intimen Distanzzone von weniger als einem halben Meter, die nur von engen Vertrauten unterschritten werden „darf“.
Öffentliche Distanz
Im öffentlichen Raum halten wir, wenn möglich, einen Abstand von etwa vier Metern. Ab dieser Grenze nehmen wir kaum mehr sensorische Signale wahr und schenken anderen Menschen keine Aufmerksamkeit mehr.
Soziale Distanz
In einem Abstand zwischen vier und einem Meter bewegen wir uns zwischen Menschen, mit denen wir nicht in Kontakt treten möchten. Wir nehmen nicht mehr alle olfaktorischen Reize wahr und werden kaum von anderen Menschen abgelenkt.
Persönliche Distanz
Hier befinden wir uns in der Gesprächsdistanz. Im Umkreis von einem Meter treten anderen Menschen sozusagen in unseren Aufmerksamkeitsbereich. Wir nehmen alle nicht-sprachlichen Signale des Anderen wahr und können uns problemlos miteinander unterhalten.
Intime Distanz
Der Abstand von einer Armlänge wird im Normalfall nur vorübergehend oder von engen Vertrauten unterschritten. Je näher wir einander kommen, desto mehr dringt die andere Person in unseren Intimbereich ein. Wir nehmen den Geruch und die Atmung des anderen wahr. Nur, wenn wir uns in der Gegenwart dieser Person wohl fühlen, lassen wir eine geringe Distanz über einen längeren Zeitraum zu.
Die Grenzen dieser Zonen variieren kulturell und individuell.
Wo diese Zonen genau anfangen und aufhören variiert kulturell, ist aber auch individuell unterschiedlich.
Tatsache ist aber, dass wir unserem körperlichen Gefühl vertrauen können, wie nahe uns Menschen kommen dürfen und wahrnehmen sollten, wann wir instinktiv zurückweichen. Das bringt mich zu den Online Meetings und Selfie-Videos.
Distanzverhalten in Online Meetings
In Online Meetings ist die physische Distanz weit größer als vier Meter und es werden auch keine olfaktorischen Signale übermittelt. Doch unsere visuelle Wahrnehmung ist stark ausgeprägt und das was wir sehen, hat einen starken Effekt auf unser Verhalten.
Auch wenn wir uns nicht im selben Raum befinden, wirken diese Distanzzonen indirekt auf unser Verhalten.
Kommen wir der Kamera näher als eine Armlänge Abstand entsteht auch in Online Meetings oder Selfie-Videos das Gefühl von extremer Nähe. Die eingebauten Kameras unserer Smartphones und Laptops filmen zwar meist im Weitwinkel und nehmen dadurch mehr vom Hintergrund mit auf – das erhöht aber nicht den Abstand zum Bildzentrum. Eine solche Nahaufnahme von einem Gesicht löst ein gewisses Stressgefühl aus. Verstärkt wird dieses Gefühl noch von der Frontalansicht. Wir fühlen uns eventuell unwohl und weichen zurück. Da die Person am Bildschirm aber nicht kleiner wird, bleibt das Gefühl. Das reduziert die Aufmerksamkeit, weil unser Körper mit der Reduktion dieses Stressgefühls beschäftigt ist. Es werden hier Instinkte angesprochen, die mehr Gewicht haben als die gesprochenen Worte des Gesprächspartners.
Verhalten bewusst wahrnehmen
Es ist also wichtig, dass wir auch in Online Meetings die Regeln des körperlichen Distanzverhaltens einhalten.
Angefangen von mindestens einer Armlänge Abstand zur Kamera, kann ich die eigenen körpersprachlichen Signale und die meines Gesprächspartners beobachten.
Rücke nicht zu nahe an die Kamera und achte auf Fluchtsignale!
Zeige ich oder andere sogenannte Fluchtsignale liegt das möglicherweise an der Unterschreitung dieser gefühlten Intimdistanz. Wenn nicht gerade das Gesprächsthema besonders kontrovers ist, sind diese Signale ein sicheres Zeichen dafür, dass sich eine Person in der aktuellen Situation unwohl fühlt.
Fluchtsignale
- Zurückweichen von der Kamera
- Abwenden des Oberkörpers
- Wegdrehen des Kopfes
- Unruhiger Oberkörper
- Herumrutschen auf der Sitzfläche
- Verschränkte Arme
- Selbstmanipulation (z.B. am Hals kratzen)
- Gestresster Gesichtsausdruck
So natürlich wie möglich
Versuche dein Setup für Online Meetings so natürlich wie möglich aufzubauen. Stell dir vor die Kamera symbolisiert das Gesicht deines Gesprächspartner. Bringe sie auf Höhe deines Kopfes und rücke mindestens eine Armlänge von ihr weg – so als ob du mit deinem virtuellen Gesprächspartner in einem Café an einem Tisch gegenüber sitzt.
P.S. Das und noch viel mehr üben wir im Online Workshop Online Meetings rocken. Lass uns unsere virtuellen Besprechungen angenehm aber überzeugend gestalten!