Es gibt eine Hand voll Gesten, die in so vielen verschiedenen Situationen eingesetzt werden, dass sich ihre Bedeutung ohne einen Vergleich mit der Mimik und der restlichen Körperhaltung nicht festlegen lässt.

Eine verlässliche Interpretation einer Geste ist nur im Kontext der gesamten Körpersprache möglich.

Einzelne Gesten, eine bestimmte Mimik oder Körperhaltung können immer auch gesundheitlich bedingt sein und deuten nicht zwingend auf einen bestimmten Gefühlszustand hin.

Eine Geste mit besonders viel Interpretationsspielraum sind die verschränkten Arme oder Hände.

Verschränkte Arme vor der Brust

Aus biologischer Sicht verschränken wir unsere Arme vor der Brust zum Schutz unseres Körpers. Diese Geste reiht sich in die Gruppe der „pacifier“ beziehungsweise dem sogenannten „self touch“ also der Selbstberührung oder Gesten der Selbstberuhigung ein.

Wir kehren unsere Aufmerksamkeit durch das verschränken der Arme nach innen.

Durch Selbstberührung stimulieren wir die taktilen Nervenenden des jeweiligen Körperteils und richten die Aufmerksamkeit nach innen. Sie fördern außerdem die Ausschüttung von einem Hormon namens Oxytocin, das für Beruhigung sorgt und Angst oder Unruhe reduziert.

Warum wir unsere Aufmerksamkeit nach innen kehren kann verschiedene Gründe haben…

Ablehnung

Wer die Meinung des anderen nicht akzeptieren kann und will, verschränkt oft die Arme um dem anderen ein klares „nein“ zu signalisieren. Die Körperhaltung hilft aber auch dabei sich selbst körperlich von den Argumenten des anderen abzugrenzen. Das kann einerseits in Richtung Sturheit ausgelegt werden, deutet aber auch auf Standhaftigkeit hin.

So wird diese Haltung auch oft bei Kritik, die schwer anzunehmen ist, eingenommen. Man verschafft sich dadurch Raum und Ruhe, um über die Argumente nachzudenken. Sie hilft außerdem die Kontrolle beziehungsweise Selbstbeherrschung zu behalten.

Auch kleine Kinder zeigen diese Geste, wenn sie nicht machen möchten, worum sie gebeten werden.

Die verschränkten Arme können auch ein Hinweis auf schlechte Laune oder Frust sein. Die angesprochene Abgrenzung von der Außenwelt kann also auch auf innere Unruhe, die nicht unbedingt  vom Gegenüber ausgelöst wurde, hindeuten.

Entschlossenheit

Diese Pose wird gerne in Bewerbungs- oder Businessfotos gezeigt. Der Porträtierte kann damit Standhaftigkeit ausdrücken und dass er sich nicht so schnell aus der Bahn werfen lässt.

Schutz & Geborgenheit

Die offensichtlichste Bedeutung dieser Geste nach den einleitenden Worten ist der Schutz der inneren Organe durch die verschränkten Arme. Fühlt sich eine Person bedrängt oder bedroht, schlingt sie instinktiv die Arme um den Körper und weicht zurück.

Der Mechanismus springt im Übrigen auch bei Kälteempfinden an und reduziert in Kombination mit hochgezogenen Schultern die Gefahr noch weiter auszukühlen.

Die Geste löst ein Gefühl von Geborgenheit aus.

Menschen verschränken in der Öffentlichkeit viel öfter ihre Arme als im privaten Umfeld. Durch diese automatische Reaktion des Körpers, spenden wir uns in Momenten der Verletzlichkeit selbst etwas Nähe.

Abwehr

Eine Kombination aus Schutz und Abwehr Mechanismus stellt diese Geste dar, wenn dabei die Schulter nach vorne geschoben werden und so der Schutzwall noch vergrößert wird. Mit dem entsprechenden Gesichtsausdruck kann die Geste direkt als angriffslustig interpretiert werden.

Auch bei einem zu aufdringlichen Flirtversuch setzt oft dieser Abwehrmechanismus ein. Um sich klar abzugrenzen bilden die verschränken Arme eine Barriere zwischen sich und der anderen Person. Wird dann auch noch der Blickkontakt eindeutig unterbrochen, sind die Zeichen klar und deutlich.

Bequemlichkeit

Diese Haltung ist aber auch einfach sehr bequem und dient nicht selten einer gemütlichen, körperwärmenden Haltung und signalisiert Wohlgefühl. Wenn der Gesprächspartner also seine Arme verschränkt, muss das also nicht zwingend Ablehnung bedeutet. Er könnte auch einfache eine bequeme Haltung einnehmen und seine eigene Aktivität reduzieren, um konzentriert zuhören zu können.

Die Arme zu verschränken ist bequem und beruhigt.

Andererseits signalisiert die Person damit eine Art Teilnahmslosigkeit und dass sie sich momentan nicht an der Diskussion beteiligen möchte. Durch diesen Rückzug werden nämlich die Sinneswahrnehmung und die Aufmerksamkeit nach innen gerichtet – was dazu führt, dass viel weniger Informationen von außen aufgenommen werden.

Beruhigung

Bedrohliche oder stressige Situationen sind oft auf Anhieb schwer zu verarbeiten. Der Schutz des eigenen Körpers kombiniert mit streichelnden Bewegungen stimuliert die taktilen Nervenenden und fördert die Ausschüttung von Hormonen, die beruhigend wirken und Angst reduzieren.

Angst oder Sorge lösen immer das Bedürfnis aus sich zu schützen und von der Außenwelt abzugrenzen. Die Selbstumarmung veranschaulicht dieses Bedürfnis. Verstärkt lässt sich in solchen Situationen beobachten, dass sich die Person immer wieder an den Hals fasst und den Blick abwendet.

Macht

Nicht zuletzt ist diese Körperhaltung aber auch ein klassisches Zeichen der Machtdemonstration. Menschen zeigen diese Geste nicht nur auf Fotos oder in Meetings, um ihre Standhaftigkeit zu betonen. Durch das nach außen drehen der Ellenbogen wirkt die Person größer und kräftiger. Je höher die Arme über der Brust verschränkte werden desto stärker ist dieser Effekt.

Was uns zu einer weiteren Version dieser Geste bringt…

Verschränkte Hände hinter dem Kopf

Das Präsentieren der Achselhöhlen ist aus biologischer Sicht ein Zeichen von Überlegenheit. Wer sich traut empfindliche Stellen seines Körpers so offen zu präsentieren, fürchtet sich ganz offensichtlich nicht vor seinem Gegenüber.

Hinter dem Kopf verschränkte Arme zeigen Selbstvertrauen.

Überlegenheit

Wer bei dieser Pose auch noch die Ellenbogen weit nach hinten streckt und somit möglichst viel Raum einnimmt, strotzt geradezu vor Selbstvertrauen.

Sowohl beim Flirt, als auch im Konferenzraum repräsentiert diese Körperhaltung den Versuch besonders selbstbewusst und „männlich“ zu wirken – wie so oft ganz unbewusst.

Entspannung

Diese Körperhaltung deutet im Umkehrschluss also darauf hin, dass sich die Person wohl und entspannt fühlt. Viele verwenden diese Pose (genauso wie die verschränkten Arme) dann um es sich im Online Meeting am Schreibtischsessel bequem zu machen.

Offen oder zurückhaltend?

Diese Geste signalisiert eine ausgeprägte innere Stabilität und Gesprächsbereitschaft.

Im Gegensatz zu den verschränkten Armen vor der Brust, ist hier keine Spur von Furcht zu erkennen.

Dennoch kann die Geste eine gewisse Zurückhaltung signalisieren. In diesem Kontext aber eher ein Abwarten und Zuhören oder den anderen Zappeln lassen.

Bei dieser Geste bleibt die Aufmerksamkeit der Person stets nach außen gerichtet, da sie (durch die Präsentation der Arminnenseiten) angreifbar ist. Sie verschließt sich nicht vor Informationen, sondern bleibt in Erwartungshaltung.

Doch wie man sieht gibt es auch hier völlig konträre Interpretationsmöglichkeiten, warum eine Person gerade diese Geste zeigt.

Wie soll man da den Überblick bewahren?

Die unterschiedlichen Bedeutungen einer Geste gehen immer mit einer bestimmten Körperhaltung, -position oder mit einem Gesichtsausdruck einher.

Es ist also wichtig den Gesamteindruck zu beurteilen. Missverständliche Gesten sind meist nur so lange missverständlich, bis man den Gesamteindruck wahrnimmt.


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