Deine Körpersprache verrät mehr als tausend Worte.
Das gesprochene Wort macht in Konversationen nur einen kleinen Teil der Kommunikation aus. Durch deine nicht-sprachliche Kommunikation vermittelst du noch deutlich mehr Informationen. Dazu gehören der Tonfall, die Stimmlage, Körperhaltung, Mimik und Gestik.
Die Gestik umfasst alle Bewegungen deines Körpers, die das Gespräch begleiten.
Du bewegst beim Sprechen vor allem deine Hände und Arme zum Teil unbewusst, aber auch Kopfbewegungen wie Nicken und Kopfschütteln zählen zur Gestik.
Um erfolgreich mit Kunden kommunizieren zu können, ist es von Vorteil nicht nur das Gesagte, sondern auch das nicht-sprachliche Verhalten der Person deuten zu können. Durch die Beobachtung lernst du nicht nur sehr viel über dich selbst, du kannst auch dein Gegenüber besser einschätzen.
Auch wenn die äußeren Umstände, unter denen wir in Interaktion mit anderen Personen treten, variieren (Zuhause, Büro, Interview oder Unterhaltungen zwischen zwei oder mehreren Personen) und die Beziehung zwischen den Personen eine gewisse Rolle spielt. Und auch wenn wir außer Acht lassen, dass es gewisse Gesten gibt, die nur gewisse Personen erkennen oder die nur für die Kultur einer Person typisch sind, können wir uns einen aufschlussreichen Überblick verschaffen.
Der Ursprung einer Geste kann willkürlicher oder symbolischer Natur sein, sowie eine konkrete Handlung, wie beispielsweise das Halten und Bewegen eines Lenkrades, nachahmen. Davon unabhängig können Gesten dennoch klar kategorisiert werden.
Die Kategorisierung der Gesten wurde von den Wissenschaftlern Paul Ekman und Wallace Friesen bereits Ende der 1960er Jahr in die folgenden fünf Kategorien unterteilt.
Embleme
… sind jene nicht-sprachlichen Verhaltensmuster, die verallgemeinert gerne als Gesten bezeichnet werden, da sie bewusst eingesetzt werden und oft eine starke symbolische Wirkung haben. Sie haben eine klare sprachliche Bedeutung oder Definition. Sie stehen also konkret für 1-2 Worte oder eine Phrase. Alle Gesprächspartner kennen im Normalfall die Bedeutung dieser Geste, die Bedeutung der Gesten kann aber von Kultur zu Kultur variieren. Oft gibt es sogar eigene Embleme, die die Gruppenzugehörigkeit symbolisieren, wie einen geheimen Gruß oder ähnliche Zeichen.
Embleme stehen konkret für 1-2 Worte oder eine Phrase.
Gemeinsam haben aber alle Embleme, dass sie durch eine kurze Phrase ersetzt werden können ohne den Informationsfluss zu stören. Sie kommen verstärkt zum Einsatz, wenn eine Konversation nur erschwert möglich ist (z.B.: bei starkem Lärm oder über größere Distanzen). In solchen Situationen kann eine Geste ersetzen, was wir sonst mit Worten kommuniziert hätten.
Zu den Emblemen gehören sämtliche nonverbalen Grußformen.
Beispiele für Embleme
- Daumen hoch steht für „Verstanden! Super!“ (Vorsicht! Die Geste hat nicht überall eine positive Bedeutung)
- Faust mit ausgestrecktem Daumen und kleiner Finger heißt „Lass uns telefonieren“
- Gestreckter Zeigefinger vor geschlossenem Mund meint „Sei still“ bzw. „Hör zu, ich verrate dir etwas“
Diese Gesten variieren zum Teil erheblich zwischen verschiedenen Kulturen. Wenn du verreist oder internationale Kunden betreust, solltest du dich im Vorfeld informieren, welche Embleme in der Interaktionen mit dieser Kultur zu Missverständnissen führen könnten.
Illustratoren
… unterstützen das gesprochene Wort und helfen dir sozusagen dabei Worte zu illustrieren und damit besser verständlich zu machen. Sie sind der Grund, warum es und deutlich leichter fällt eine Person zu verstehen, die wir auch sehen können, als jemandem am Telefon oder in Sprachnachrichten zu folgen.
Sie werden zum Teil unbewusst eingesetzt, da sie uns selbst helfen den Faden im Gespräch nicht zu verlieren. Daher benutzen wir sie mitunter auch am Telefon, obwohl der Gesprächspartner uns gar nicht sehen kann.
Es gibt verschiedene Arten von Illustratoren. Sie können zum Beispiel das Gespräch „takten“, in dem sie eine Unterbrechung einfordern oder das Tempo verändern. Ideographische Illustratoren wiederum geben eine Richtung oder einen Verlauf an. Mit anderen Gesten zeigen wir auf Gegenstände, Personen oder Körperteile. Auch räumlicher Abstand und Entfernungen können durch Illustratoren demonstriert werden. Und durch pictopraphische Illustratoren „zeichnen“ wir ein Bild eines Objektes oder Ereignisses.
Illustratoren sind sprachbegleitende Gesten und machen Worte besser verständlich.
Illustratoren können auch vom Emblemen und Mimik begleitet werden, um das Gesagte zusätzlich zu verstärken oder zu relativieren.
Affektive Gesten
Das bringt uns zur nächsten Kategorie, den affektiven Gesten. Genauso wie Mimik im Gespräch eine verstärkende oder abschwächende Wirkung haben kann, entstehen diese Gesten unbewusst und aus dem Affekt. Sie illustrieren echte Gefühle und können somit nur schwer bewusst gesteuert werden.
Affektive Gesten können eindeutige Gesten oder auch Mikroexpressionen im Gesicht sein.
Manche dieser Gesten sind eindeutig, wie sich bei Entsetzen die Hand vor den Mund zu „schlagen“, andere dauern nur Bruchteile einer Sekunde und sind ohne Übung nur schwer zu erkennen. Hierzu zählen die Mikroexpressionen im Gesicht, wie das kurze Weiten der Nasenflügel oder Zucken des Mundwinkels.
Regulatoren
… wiederum geben dem Gegenüber eindeutiges Feedback zum Gespräch. Der Zuhörer kann dadurch die Geschwindigkeit des Gesprächs steuern und steigendes Interesse oder Desinteresse signalisieren. Der Sprecher auf der anderen Seite weißt durch Regulatoren auf die Wichtigkeit einzelner Worte hin oder kann einen gewissen Spannungsbogen aufbauen.
Affektive Gesten und Regulatoren sind somit Gesten, durch die du direktes Feedback von deinem Gesprächspartner bekommst. Schon lange bevor die Person eine Antwort formuliert hat, bekommst eine Rückmeldung über die Gefühle deines Gegenübers.
Dies kann für ein Kundengespräch von großem Wert sein. Stell dir vor, du trägst einer Person dein Anliegen oder dein Angebot vor und die Person hört aufmerksam zu sagt aber lange nichts. Ein schreckliche Situation, oder? Meistens reagieren wir, indem wir weiter reden und anfangen unser Angebot zu verteidigen. Wir reden uns um Kopf und Kragen.
Die bessere Taktik ist, den Gesprächspartner genau zu beobachten und seine Körpersprache zu lesen. Möglicherweise haben die ersten drei Sätze schon gereicht, um ihn zu überzeugen. Lass dich nicht verleiten immer weiter zu sprechen, warte lieber geduldig auf die Antwort und versuche nicht nervös zu werden. Die Nervosität zeigt sich nämlich ebenfalls in deiner Körpersprache, wie die nächste Kategorie beschreiben wird.
Adaptoren
Die letzte Gruppe, die Adaptoren, sind eine spezielle Kategorie, da sie sehr viel mit uns selbst und weniger mit unserem Gegenüber zu tun haben. Diese Gesten helfen uns unsere eigenen Gefühle zu regulieren.
Adatoren sind ein Ventil für Stress, Unbehagen oder Unsicherheit.
Die Handlungen können entweder an sich selbst oder an Objekten vollzogen werden. Ein Klassiker ist das spielen mit Gegenständen, die auf dem Tisch liegen oder das Manipulieren an Tischdecken oder Kleidungsstücken. Letzteres geht schon in die Richtung der Selbstmanipulation. Beispiele hierfür sind auch das Spielen mit den Haaren, am Kopf kratzen, Kauen an Fingernägeln oder Zupfen an Ohrläppchen.
Allesamt dienen dem Stressabbau und Signale für Unruhe und Nervosität. Leider macht dieses Herumgefummel mitunter auch den Gesprächspartner nervös oder verärgert ihn sogar. Daher solltest du dieses Verhalten zumindest in wichtigen Situationen abgewöhnen.
Du siehst, wir können nicht nicht kommunizieren.
Nimm dir also Zeit deine eigene Körpersprache zu beobachten und zu verstehen, damit du in wichtigen Gesprächssituationen erstens schnell deine eigenen Gefühle wahrnimmst und zweitens Zeit hast, deinen Gesprächspartner zu beobachten und adäquat auf seine Gefühle zu reagieren. Denn was wir allgemein unter Charisma verstehen, ist unter anderem auf eine souveräne und offen Körpersprache zurückzuführen.
Quelle: Paul Ekman & Wallice V. Friesen, The Repertoire of Nonverbal Behavior: Categories, Origins, Usage and Coding, Semiotica 1969, I(I), 49-98.